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Wissenschaft trifft Politik 2020

Der Dialog zwischen Wissenschaft und Politik steht im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion „Wissenschaft trifft Politik“. Die Veranstaltung verfolgt das Ziel, den dringend notwendigen, aber doch selten stattfindenden Meinungsaustausch verschiedener Akteure zu fördern, Silodenken zu überwinden und praktische Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit zu erarbeiten. Zu Gast sind hochrangige deutsche und französische Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Rund 500 Teilnehmende nahmen an dieser Online-Veranstaltung teil, die in Zusammenarbeit mit Sciences Po Paris organisiert wurde. „Wissenschaft trifft Politik – 2020“ beschäftigte sich mit der drängenden Frage: Der Wiederaufbau Europas nach der Coronakrise: Was können Frankreich und Deutschland tun?

Programm

9:30 – 9:40Begrüßungsworte von Henrik Enderlein (Präsident der Hertie School) und Frédéric Mion (Präsident der Sciences Po)
9:40 – 11:15Panel 1: Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft nach der Krise
11:45 – 13:20Panel 2: Vergleich verschiedener institutioneller Reaktionen auf die Pandemie: Zentralisierte und dezentralisierte Ansätze
13:20 – 13:30Abschließende Bemerkungen von Henrik Enderlein

Summary

Während die ersten Reaktionen der europäischen Mitgliedsstaaten auf die Coronakrise von mangelndem Austausch und Solidarität zeugten, markierte die deutsch-französische Initiative zur wirtschaftlichen Erholung Europas nach der Coronakrise einen Kurswechsel. Der fruchtbare Austausch zwischen Politikerinnen und Akademikerinnen auf der Konferenz „Der Wiederaufbau Europas nach der Coronakrise: Was können Frankreich und Deutschland tun?“ am 26. Juni 2020 unterstrich die herausragende Wichtigkeit, Brücken zwischen Wissenschaft und politischen Entscheidungsträgern zu bauen. Hierbei konnte aufgezeigt wurde, welche Lehren und bewährte Praktiken bereits aus dieser Krise gezogen werden können.

Die erste Podiumsdiskussion „Europas Wirtschaft nach der Krise wieder aufbauen“ wurde durch Videobotschaften von Bruno le Maire (französischer Wirtschafts- und Finanzminister) und Olaf Scholz (deutscher Finanzminister) eingeleitet und handelte von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise, sowie von möglichen Wiederaufbauinstrumente. Die deutsch-französische Initiative wurde unmissverständlich als Meilenstein und großer Schritt in die richtige Richtung gesehen. Die wirtschaftliche Erholung Europas, insbesondere im Hinblick auf die ökologische Transformation und die Frage der wirtschaftlichen Souveränität, bleibt jedoch unbeantwortet.

Das zweite Panel „Vergleich verschiedener institutioneller Reaktionen auf die Pandemie: Zentralisierte und dezentralisierte Ansätze“, wurde durch Videobotschaften von Jens Spahn (deutscher Gesundheitsminister), Amélie de Montchalin (ehemalige französische Staatssekretärin für Europäische Angelegenheiten) und Michael Roth (deutscher Staatsminister für Europa) eingeleitet. Das Panel bewertete die institutionellen Reaktionen Frankreichs und Deutschlands auf die Krise. Einerseits hatten die divergierenden institutionellen Ansätze enorme Auswirkungen, andererseits wurden die stark betroffenen deutsch-französischen Grenzregionen gleichzeitig zu „Laboratorien intensiver Zusammenarbeit“. Tatsächlich durchliefen beide Seiten einen erheblichen Lernprozess bei der Intensivierung von Koordination und Kooperation.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Etablierung langfristiger Strukturen für eine verbesserte Koordinierung und Vereinheitlichung der Verfahren sowie Bottom-up-Ansätze und die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger erforderlich sind, um wirksame und breit abgestützte Maßnahmen zu schaffen, die gleichzeitig grundlegendere Fragen zu den Strukturen der Europäischen Union und zur Zukunft der europäischen Integration als solcher aufwerfen.

Redner:innen

Panel I

Anke Hassel ist Professorin für Public Policy an der Hertie School. Sie verfügt über umfangreiche internationale Erfahrung und wissenschaftliche Expertise in den Bereichen Arbeitsmarkt, Sozialpartnerschaft, Mitbestimmung und vergleichende politische Ökonomie entwickelter Industrienationen.

Clément Beaune ist der Sonderberater für Europa des französischen Präsidenten. Zuvor war er Berater für europäische Angelegenheiten und technischer Budgetberater im Kabinett von Carole Delga, französische Staatssekretärin für Handel, Handwerk, Verbraucherfragen und Sozial- und Solidarwirtschaft in den Jahren 2014-2015.

Franziska Brantner, MdB, ist europapolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen im Bundestag. Zuvor war sie Mitglied des Europäischen Parlaments.

Jean Pisani-Ferry ist Senior Fellow bei Bruegel und Vorsitzender von Tommaso Padoa-Schioppa beim European University Institute. Er war von 2013  bis 2017 als Generalkommissar für politische Planung tätig und berichtete dem französischen Premierminister.

Wolfgang Schmidt ist Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Von 2014 bis 2015 war er Vorsitzender der Konferenz der Europaminister der Länder und von 2015 bis 2018 Mitglied des Europäischen Ausschusses der Regionen. Zuvor war Wolfgang Schmidt als Direktor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland und als Stabschef des Bundesministers für Arbeit und Soziales sowie als Leiter des Referats Politik und Planung des Arbeitsministeriums tätig. Er ist ausgebildeter Jurist.

Sylvie Goulard ist seit 2018 stellvertretende Gouverneurin der Banque de France. Sie war 2017 Verteidigungsministerin und von 2009 bis 2017 Mitglied des Europäischen Parlaments (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa). Im Europäischen Parlament war sie unter anderem Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung.

Lucas Guttenberg ist stellvertretender Direktor des Jacques Delors Centre und leitet unsere politische Arbeit zur europäischen Wirtschaftspolitik. In seiner Arbeit konzentriert er sich hauptsächlich auf die Reform der Eurozone, auf die Rolle Deutschlands in der EU, sowie auf deutsch-französische Beziehungen.

Moderatorin Panel I

Anne-Sylvaine Chassany ist die Pariser Büroleiterin der Financial Times und schreibt zu Themen aus Politik und Wirtschaft. Bevor sie 2012 der FT beitrat, arbeitete sie für Bloomberg News und Dow Jones/The Wall Street Journal in Paris und London und berichtete über Mergers and Acquisitions, Energie und europäische Finanzinstitutionen.

Panel II

Daniel Benamouzig ist Forschungsprofessor am Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Inhaber der Professur für Gesundheit an der Sciences Po, Mitglied des nationalen wissenschaftlichen Ausschusses COVID-19. Seine Forschungsinteressen am CNRS und an der Sciences Po liegen in den Bereichen Gesundheitspolitik, Wirtschaftssoziologie und Governance. Da er Mitglied der Kommission für wirtschaftliche Bewertung und öffentliche Gesundheit ist, bringt er Interesse und Fachwissen in öffentlichen Organisationen und im wissenschaftlichen Bereich wie der Hohen Gesundheitsbehörde ein.

Gisela Erler ist Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung im Staatsministerium Baden-Württemberg. Im Jahr 1967 war sie Mitbegründerin des ersten Frauenverlags in der BRD. Anfang der 1980er Jahre war sie Mitglied der marktorientierten Ökolibertären Grünen und Mitherausgeberin des kontrovers diskutierten „Müttermanifests“ der Grünen. 1991 gründete sie die pme Familienservice GmbH, einen großen Anbieter von betrieblichen Work-Life-Balance-Lösungen. Im Jahr 2011 ernannte sie Winfried Kretschmann zur Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung.

Brigitte Klinkert ist Präsidentin des Rats des Département Haut-Rhin. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sie sich für die europäische und deutsch-französische Zusammenarbeit, unter anderem im Rahmen ihrer politischen Ämter und Mandate.

Patrizia Nanz arbeitet seit 2016 als wissenschaftliche Direktorin beim Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und ist Professorin für Transformative Nachhaltigkeitsstudien an der Universität Potsdam. Sie forscht über die Entwicklung von Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Transformation. Professorin Nanz ist Ko-Vorsitzende der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030, welche die Bundesregierung mit Unterstützung einer Lenkungsgruppe berät, die aus prominenten Persönlichkeiten der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besteht.

Andrea Römmele ist Dekanin für Executive Education und Professorin für Kommunikation in Politik und Zivilgesellschaft an der Hertie School. Ihre Forschungsinteressen sind vergleichende politische Kommunikation, politische Parteien und öffentliche Angelegenheiten. Sie ist Mitbegründerin und Chefredakteurin der Zeitschrift für Politikberatung und arbeitet auch als Beraterin für politische und unternehmerische Kampagnen.

Cornelia Woll ist Professorin für Politikwissenschaft, Co-Direktorin des Max-Planck Sciences Po Center und Forscherin am Zentrum für Europastudien und vergleichende Politikwissenschaft sowie am Laboratorium für interdisziplinäre Evaluation öffentlicher Politik an der Sciences Po. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die internationale politische Ökonomie und Wirtschaftssoziologie, insbesondere Regulierungsfragen in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten.

Moderatorin Panel II

Michaela Wiegel berichtet seit Februar 1998 als politische Korrespondentin für Frankreich aus Paris. Nach ihrem Abschluss an der Sciences Po Paris im Jahr 1993 erwarb sie 1995 einen Master in öffentlicher Verwaltung an der Harvard Kennedy School of Government. Im Jahr 1995 kam sie als Redakteurin für politische Nachrichten zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung.