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Wissenschaft trifft Politik, um im deutsch-französischen Kontext über wichtige Zukunftsthemen zu diskutieren. Jenseits von nationalen Diskursen und Silodenken werden in einem zugänglichen Format zu einem jährlich wechselnden Leitthema Lösungen erarbeitet, gesammelt und besprochen. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit Sciences Po organisiert.
Wissenschaft trifft Politik 2021: Die Klimakrise deutsch-französisch bewältigen?
Kluge Lösungen jenseits von nationalen Grenzen sind gefragt, denn die Zeit für nachhaltige Politik drängt: Ob es um die Dekarbonisierung der Wirtschaft, steigende Sicherheitsrisiken durch den Klimawandel, oder eine grüne Finanzwirtschaft geht. Wie können Deutschland und Frankreich zu einer klimapolitisch ambitionierten Politik beitragen, wie können sie gemeinsam den europäischen Weg hin zur Klimaneutralität ebnen? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse sollten diesen Weg prägen?
Dies haben unsere Gäste von „Wissenschaft trifft Politik“ am 15. Juni online diskutiert. Sie finden hier neben dem Programm auch eine kurze Zusammenfassung der Diskussionen, die sie ebenfalls in voller Länge für die Panels 2 und 3 in den Videos weiter unten noch einmal anschauen können. Im Anschluss an die Veranstaltung haben wir auch in einer Podcast-Folge über deutsch-französische Beiträge in der Klimapolitik diskutiert.
In der Diskussion European Green Deal: Zeit für deutsch-französische Projekte hat Svenja Schulze vom Nutzen der Meseberger Klima-AG und dem engen Austausch mit Frankreich trotz unterschiedlicher Vorgehensweisen hingewiesen. Gerade mit Blick auf den Transportsektor, der in Deutschland noch viele Fortschritte machen müsse, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, sieht sie in der Kooperation der Autobauernationen Frankreich und Deutschland einen Eckpfeiler von herausragender Wichtigkeit.
Maja Göpel betonte die Notwendigkeit fortwährender, evidenzbasierter Forschung zu Klimafragen. Sie forderte einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, die anstehende Transformation zu denken und zu kommunizieren, sie soll mehr naturbejahend werden. Enrico Letta wies auf die hohen sozialen Kosten der grünen Transformation hin, die von Instrumenten wie dem Just Transition Fund begleitet werden müssen. Sébastien Treyer mahnte, den Agrarsektor nicht zu vergessen: Deutschland und Frankreich hätten hier ein großes Interesse, Nachhaltigkeit zu fördern, dies diene der Klimapolitik wie der Ernährungssicherheit.
Weiter ging es mit einer Debatte zur Herausforderung für die UNO: Klima und Sicherheit. Asako Okai zeigte hier auf, wie sehr Deutschland und Frankreich bereits den Nexus Klima und Sicherheit im Rahmen der Vereinten angehen, mit der „UN Group of friends on climate and security“, derAllianz für Multilateralismus, oder dem Climate Security Mechanism, der unter anderem im Sahel seine Wirkung entfaltet. François Gemenne hob die zahlreichen bereits sichtbaren Folgen von Klimaveränderungen hervor, die Konflikte verschärfen und fragile Staaten weiter destabilisieren. Da er die USA nicht gewillt sieht, die Anpassung an Klimaveränderungen und die Prävention schwerwiegender Folgen dezidiert anzugehen, ergebe sich hier eine Lücke, die Frankreich und Deutschland füllen sollten.
Fabian Gacon verwies auf die Rolle der SDG und der Pflicht der EU als Friedensnobelpreisträger, keine Klimaflüchtlinge an ihren Außengrenzen sterben zu lassen. Die Intersektion zwischen Klimawandel und Sicherheitspolitik müsse ernst genommen werden und mittels starker Institutionen angegangen werden. Audrey Mathieu sah hier ein Muster am Werk, das sich auch während der Pandemie beobachten ließ: zunächst die Verleugnung von Tatsachen, dann die Wahrnehmung der Realität, schließlich auch ein entsprechendes Handeln. Ihre Empfehlung angesichts der Sicherheitsrisiken, die vom Klimawandel beeinflusst werden: nicht schweigen, laut sein.